Auch nach dem Tod bleibt die Erinnerung

Neben der Pflege und der Betreuung des erkrankten Kindes gehört die Trauerarbeit für die Familie ganz wesentlich zum Begleitauftrag im Kinderhospiz St. Nikolaus. Wenn ein Kind stirbt, helfen den Eltern und Geschwisterkindern verschiedene Rituale, um ihre Trauer auszudrücken.

Einige unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben eine Zusatzausbildung zur Trauerbegleitung. Elfriede Notz, Seelsorgerin im Kinderhospiz, ist eine von ihnen. Sie begleitet die Familien nach dem Tode des Kindes ein Stück auf ihrem Trauerweg.

Sie erklärt dazu: „Trauer ist keine Krankheit, nicht trauern kann jedoch krank machen. Es ist wichtig, sich an das verstorbene Kind zu erinnern und von ihm erzählen, denn es macht den Tod begreifbar. Es hilft Gefühlen der Liebe und der Trauer wiederholt Raum zu geben und den schweren Verlust allmählich zu akzeptieren und damit leben zu lernen.“

Elfriede Notz organisiert auch Gedenkfeiern und Fahnenrituale für die verwaisten Familien und lädt zum jährlichen Erinnerungstag ins Kinderhospiz. Nach dem Gedenkgottesdienst sitzen die betroffenen Familien noch bei Kaffee und Kuchen mit dem Team des Kinderhospizes zusammen, um sich auszutauschen. Für viele Familien ist dieser Erinnerungstag ganz wesentlich für ihre Trauerarbeit. Er schenkt ihnen Raum und Zeit für das Gedenken und die Trauer.

Eine Familie erzählt
Familie Ilic ist eine der Familien, die immer wieder ins Kinderhospiz kommen. Ihr Sohn Philip ist 2019 im Alter von 13 Jahren gestorben. Vater Miroslav hat einen sehr berührenden Text geschrieben, den wir an dieser Stelle gern wiedergeben möchten:

Drei Jahre sind vergangen seit dem Zeitpunkt des verstörends-
ten Moments meines Lebens. Im selben Augenblick tiefste Trauer und dennoch Glückseligkeit. Einerseits wird er nie wieder da sein und andererseits hat er es endlich geschafft, Leid und Schmerzen hinter sich zu lassen.

Mein Schmerz wird nicht weniger mit der Zeit. Die Zeit heilt keine seelischen Wunden. Man lernt mal besser und mal schlechter mit dem Schmerz umzugehen.

Anita (Anmerkung: die Mutter von Philip) hat, wie jedes Jahr, ein Blumenherz bestellt.
Nachdem wir auf dem Friedhof waren, haben wir spontan beschlossen nach Bad Grönenbach ins Kinderhospiz zu fahren, um an diesem besonderen Ort eine Kerze für Philip anzuzünden. Und hier trafen wir zufällig auf den nächsten lieben Menschen, der einen Teil unseres Weges mitgegangen ist. Elfie (Anmerkung: Elfriede Notz) hat mir immer das Gefühl von seelischer Wärme und ehrlicher Anteilnahme gegeben. Es war so schön, sie zu sehen.

Ich hatte das Gefühl, wir müssten dem Himmel noch etwas näher kommen. Deshalb fuhren wir danach noch auf den Grünten.

Ohne Plan und Zeitdruck sind wir durch den Schnee gestapft und haben unsere Seelen ein klein wenig baumeln lassen. Es war herrlich.

Anschließend ging es noch in den schwarzen Adler nach Woringen, um auch für das leibliche Wohl zu sorgen.

Zurück im Auto ging das Radio an und Grönemeyer ließ mit seinem Lied alle Dämme brechen ...

„ Ich trag‘ dich bei mir –
bis der Vorhang fällt.“

So ging ein weiterer Jahrestag ohne Philip und doch auch mit Philip vorbei. Ein tief trauriger Tag.

 

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