Ständig beatmet, Rollstuhl – Praktikum. Geht das? Na klar!

Mia (links im Bild) hat beim Kinderhospiz St. Nikolaus ein Praktikum gemacht.

Mia Radić (18) sitzt im Rollstuhl, sie kann sich kaum bewegen und nur schwer verständigen. Ohne Pflegekraft kommt sie nicht zurecht. Ein Praktikum im Büro bei uns im Kinderhospiz? Geht das überhaupt? Selbstverständlich! Das finden übrigens auch Mias Eltern(Link auf den Artikel zur Perspektive der Eltern).

"Wir können gar nicht sagen, wie schön es war, dass du die Woche bei uns verbracht hast, liebe Mia. Tatkräftig hast du uns bei unserer alltäglichen Arbeit unterstützt und begleitet. Wir konnten uns wirklich keine bessere Praktikantin vorstellen! Bis ganz bald und viel Erfolg bei deinen kommenden Praktika!" - So lautete der Text zum Reel auf Instagram. Mia Radić (18), seit vielen Jahren selbst als erkranktes Kind mit ihrer Familie regelmäßig zu Gast im Kinderhospiz St. Nikolaus, hat sich vier Tage lang das Kinderhospiz, seine Aufgaben und Arbeitsweisen genauer angeschaut - auch für die Mitarbeitenden eine Premiere und eine neue und wertvolle Erfahrung. In ihrem Praktikums-Tagebuch hat Mia ihre Eindrücke festgehalten.

Einblick in Strukturen des Kinderhospizes St. Nikolaus

Los ging’s in der Kaufmännischen Leitung. "Zuerst hat mir Luisa alles gezeigt", heißt es in Mias Praktikumsbericht. "Dann hat sie mir die Strukturen des Kinderhospizes erklärt." FOS-Schülerin Mia gewann Einblicke und Erkenntnisse, die sie ohne das Praktikum sicher nicht gehabt hätte. "Mir ist klar, wer meinen Aufenthalt finanziert, nämlich die Krankenkasse", schreibt sie. "Die Spender zahlen den Aufenthalt meiner Eltern und von der Lea (Schwester). Wir (das Kinderhospiz) brauchen pro Jahr 800.000 bis 1 Million Euro an Spenden."

Immer wieder Perspektivenwechsel

Schon an ihrem zweiten Praktikumstag ging es in die Praxis: "Ich durfte bei einer Spendenübergabe dabei sein. Der Handball-Verein hat 1.200 Euro gespendet. Birgit hat über die Kinderhospiz-Arbeit berichtet. Danach wurde noch ein Foto gemacht." Die beiden Handballer des TV 1946 Isny, die die Spende überreichten, waren erfreut, dass Mia in ihrer "Doppelfunktion" als Gast und Praktikantin im Kinderhospiz an der Spendenübergabe teilnahm. Am selben Abend wieder eine neue Perspektive: Mia nahm am "Ableismus“-Vortag von Jonas Leuschner teil – der Vortrag eines Betroffenen darüber, welche sprachlichen Diskriminierungen und persönlichen Abwertungen Menschen mit Behinderungen ertragen müssen – was Mia ja teilweise auch selbst schon passiert ist. "Ich konnte sehr viel mitnehmen und lernen", so Mias Resümee.

Einblicke Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungs-Organisation

Am dritten Praktikumstag half Mia in der Öffentlichkeitsarbeit tatkräftig mit bei der Social-Media-Gestaltung. "Ich durfte auf Instagram ein Foto machen und dann hochladen." Dann die Aufgaben für die Website: Fotos aussuchen und bearbeiten, einen Bericht korrigieren und mitsamt Fotos auf der Homepage online stellen. Nachmittags hat Mia unserer Bildungsreferentin Leonie in der Kinderhospiz-Akademie geholfen, den Familientag zu organisieren: ein ausgefüllter Tag für Praktikantin Mia.

Freud und Leid dicht beieinander: Familientag und PSB

Der letzte Praktikumstag brachte Mia zunächst Einblicke in den Psychosozialen Bereich (PSB). Sie war beeindruckt von den vielfältigen und anspruchsvollen Aufgaben von Kinderhospiz-Seelsorgerin Elfriede, von Ulrike, unserer systemischen Beraterin, von Sozialpädagogin Julia und Erzieherin Anja: "Sie organisieren Ausflüge, kreative Angebote für Eltern und Geschwister, koordinieren Termine und veranstalten Geschwister-Wochen. Sie übernehmen auch das Nähen der Fahnen, führen Trauerrituale durch." Beim Familientag am Nachmittag hat sie bei einer Premiere mitgewirkt: Der Kinderhospiz-Olympiade. "Ich war für die 4. Station (Das Dosenschießen – Bulldoser) zuständig. Ich habe jedem erklärt, was die Aufgabe ist und welche Regeln gelten."

"Es waren sehr schöne, lustige Praktikumstage"

Mia hat uns während ihres Praktikums öfters ihren besonderen Humor gezeigt. Ihr Test des Rollstuhl-Trampolins beispielsweise ging schief, sie konnte nicht mehr herausfahren. Ihre Pflegerin Vanessa "musste zwei weitere Mitarbeiter dazu holen, damit sie mich raustragen. Das war lustig", so Mia, die das Rollstuhl-Trampolin am nächsten Tag gleich wieder "testen" wollte.

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